Zukunftstag SHK Handwerk und E Handwerk in Bingen

Unter der Headline „Die Klimaberufe SHK- und E-Handwerk meistern die Energiewende“ trafen sich am vergangenen Freitag und Samstag rund 100 Funktionsträger aus den Fachverbänden und Innungen des SHK- und des Elektrohandwerks aus Hessen und Rheinland-Pfalz im Rheintal-Kongress-Zentrum in Bingen. In Vorträgen und Workshops befassten sich die Teilnehmer mit Themen rund um die Energiewende im Gebäudebereich und die hierdurch zunehmend geforderte Zusammenarbeit der beiden Handwerksbereiche.
Organisiert wurde die länderübergreifende Tagung vom Fachverband Elektro- und Informationstechnik Hessen/Rheinland-Pfalz (FEHR) und unserem SHK-Fachverband. Beteiligt waren auch die Fachverbände Sanitär Heizung Klima Hessen und Pfalz. Teilnehmer waren neben den Vorständen der vier Fachverbände insbesondere Obermeister und Vorstandsmitglieder aus den angeschlossenen Innungen.
Eröffnet wurde der Zukunftstag mit kurzen Ansprachen von Oliver Saling, Landesinnungsmeister des Fachverbandes SHK Rheinland-Rheinhessen, und Stefan Ehinger, Präsident des FEHR. Die Spitzen der beiden Fachverbände gingen dabei auf die aktuellen politischen Entwicklungen beim Thema Energiewende und die erneute Diskussion um das Gebäudeenergiegesetz ein und forderten nachdrücklich Planungssicherheit und Verlässlichkeit bei den Rahmenbedingungen. Sie betonten aber auch die zahlreichen Chancen und Lösungsmöglichkeiten in der Energiewende und die große Bereitschaft der Klimahandwerke, diese entschieden voranzutreiben.
In einem Grußwort stellte die Ministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität des Landes Rheinland-Pfalz, Katrin Eder, die Herausforderungen des Klimawandels und Maßnahmen des Landes auf dem Weg zur Klimaneutralität dar. Als wichtige Rahmensetzung hob Ministerin Eder besonders das am 02.04.2025 im Landtag verabschiedete Landesgesetz zur Ausführung des Wärmeplanungsgesetzes (AGWPG) hervor und betonte: „Im Wärmesektor als einem der großen Verursacher von CO2-Emissionen in Deutschland herrscht Handlungsbedarf. Das Ausführungsgesetz gibt den Kommunen Planungssicherheit und lässt ihnen Handlungsspielraum beim Ausbau kommunaler Wärmenetze und bei der Umstellung auf klimafreundlichere Wärme- und Heizsysteme. Bei der Umsetzung des Gesetzes haben wir uns für möglichst unbürokratische, praxisnahe Verfahren entschieden.“
Dr. Frank Kaspar, Leiter der Abteilung Hydrometeorologie beim Deutschen Wetterdienst (DWD), stellte in seinem Vortrag „Klimawandel und Extremereignisse“ anschaulich die Klimaveränderungen global und in Deutschland und ihre Auswirkungen dar. Dabei wurden auch die wissenschaftlichen Methoden zum Nachweis und die mögliche weitere Entwicklung der Klimaveränderungen je nach Umfang der Klimaschutzmaßnahmen beleuchtet.
Die rechtlichen Rahmenbedingungen und die politische Betrachtung der Wärmewende beleuchtete Dipl.-Ing. (FH) Sven Kersten, Regional Manager DACH der NIBE Climate Solutions, auch unter Bezugnahme auf die aktuellen Koalitionsverhandlungen und die erneute Diskussion zum GEG. Auch er forderte Planungssicherheit für Verbraucher, Handwerk und Industrie.
Prof. Christof Biba informierte über die bisherige Entwicklung bei PVT-Kollektoren als hybride Kollektoren zur Erzeugung von Strom und Wärme, den aktuellen Stand der Forschung und die mögliche Zukunft der Technologie.
Zum Abschluss des ersten Tages waren die netzdienliche Steuerung von Verbrauchseinrichtungen (z. B. Wärmepumpen und Ladestationen) und die rechtlichen Bestimmungen hierzu nach § 14a EnWG Gegenstand eines Vortrages von Dipl.-Ing. Dieter Kehren vom Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) und einer anschließenden kurzen Diskussionsrunde.
Tag 2 der Veranstaltung begann mit zwei Workshops, in denen die Verbandsorganisationen von SHK- und E-Handwerk die Teilnehmer aus dem jeweils anderen Handwerk über aktuelle Entwicklungen informierten. Dr.-Ing. Matthias Wagnitz vom ZVSHK stellte den Elektrohandwerken die Möglichkeiten des Einsatzes von Wärmepumpen in Bestandsgebäuden vor. Mike Lorenz vom FEHR informierte aktuell über die Themen Marktlage bei der Photovoltaik, Stecker-PV, Stromspeicher und den neuen, gemeinsam mit dem Dachdeckerhandwerk erstellten Infoleitfaden zur Montage von PV-Anlagen.
Im Anschluss an die Workshops präsentierte Tomas Fernandez y Wiese von der Firma Hosenso die Hsen®Boxx als innovative Neuentwicklung zur herstellerübergreifenden Vernetzung der gesamten Gebäudetechnik unabhängig vom jeweils genutzten Kommunikationsprotokoll (z. B. Matter, KNX, Mobus, EEBus, WiFi usw.).
Andreas Dörflinger von der mda solutions GmbH – eine Tochtergesellschaft des ZVEH – informierte unter dem Titel „Digitalisierung der Klimahandwerke“ über digitale Tools und Dienstleistungen zur effizienten Kundengewinnung und Auftragsabwicklung. Electrofy ist zum Beispiel eine Plattform, die E-Betriebe und Kunden im Bereich der Installation von Ladeinfrastruktur für die Elektromobilität zusammenbringt. Er betonte dabei die steigende Wichtigkeit digitaler Vertriebskanäle und die Möglichkeit einer handwerksübergreifenden Fortentwicklung. Abschließend zogen Präsident Stefan Ehinger und Landesinnungsmeister Oliver Saling ein positives Fazit des Zukunftstages. Der Kooperation der beiden Handwerksbereiche komme durch die verstärkte Elektrifizierung der Wärmeversorgung und Mobilität in der Energiewende eine große Bedeutung zu. Zur Institutionalisierung der Zusammenarbeit wurden 2023 und 2024 entsprechende Kooperationsvereinbarungen zwischen FEHR und den Fachverbänden SHK geschlossen. Die beiden Tage in Bingen und die große Beteiligung sind Ausdruck dieser sich fortentwickelnden Partnerschaft
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